Einwurf aus der SPD-Fraktion des Sulzer Gemeinderates

Veröffentlicht am 10.12.2016 in Allgemein

Einwurf

So, so. Das "Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungsbereich" hat unseren baden- württembergischen Neuntklässlern bescheinigt, in Sachen Bildungsvergleich nicht mehr zur Spitze sondern zur "Heidelbeerliga" (Schwarzwälder Bote) zu gehören. Und einen Schuldigen haben viele auch schon ausgemacht: Grün- Rot mit seinen "überstürzten" und "ideologisch motivierten" ständigen Reformen.

Aber vielleicht ist ja auch bloß die Kritik überstürzt und ideologisch motiviert?

Mit dem Bildungsvergleich verhält es sich wie mit dem Bruttoinlandsprodukt: Letzteres sagt nichts darüber aus, ob der volkswirtschaftliche Ertrag halbwegs gerecht verteilt wird. Aus Ersterem erfahren wir nicht, welcher sozialen Schicht die "Besten" entspringen und wie hoch der Migranten- anteil der jeweiligen Klassen ist.

Erinnern wir uns: Bildung ist zum Thema geworden, weil Grips unser einziger Rohstoff ist, der Erwerb des Abiturs aber immer noch mehr mit dem Einkommen der Eltern zu tun hat als mit  Intelligenz und Unterrichtsqualität. Das Establishment schickt seine Kinder nun mal nicht auf die Werkrealschule. Um all die brachliegenden Bildungsreserven zu aktivieren, um endlich wirklich Chancengleichheit herzustellen, war es notwendig, mit der Gemeinschaftsschule das elende dreigeteilte Schulsystem zu überwinden. Was natürlich den Widerstand all derer erregte, die ihre gesicherte soziale Position durch Aufsteiger aus den bislang unerschlossenen Schichten bedroht sahen.

Immerhin: die Gemeinschaftsschulen können am schlechten Ergebnis nicht schuld sein, es gibt sie noch nicht lange genug. Was sehr schade ist, denn, wie es aussieht, werden die Chancen bildungsferner Schichtangehöriger nach Begabung und nicht nach Herkunft aufzusteigen, jetzt wieder geschmälert.

 

In unserer Stadt waren leider die Kräfte erfolgreich, die die Welle "ideologisch motivierter" Gemeinschaftsschulgründungen einfach aussitzen wollten. Wird dadurch irgendein Problem gelöst? Wird Chancengleichheit bei Bildung und sozialem Aufstieg nun erreicht? Wird die "Spitzenposition" im Bildungsvergleich leichter zurückgewonnen, wenn die Aufgabe der Integration des größeren Teils der Neuankömmlinge und der deutschen Smartphone- Aliens bei Werkreal- und Realschulen liegt? Wird der Schulstandort Sulz dreigeteilt für junge Familien attraktiver?

 

Mittelfristig führt u.E. an einer Gemeinschaftsschule in Sulz kein Weg vorbei!

 

Klaus Schätzle

 

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