22.03.2021 in Aktuelles

Schulbusverkehr unter Pandemiebedingungen

 

Einige aus dem SPD-Ortsverein Sulz-Dornhan haben sich in Gesprächen mit den bislang gemachten Erfahrungen aus der Pandemie beschäftigt und fragen nun, welche Konsequenzen gezogen wurden oder werden müssen. Ein Widerspruch, der jedem Betrachter sofort ins Auge fallen musste, war ja im Herbst, dass Schüler:innen zwar angehalten waren, im Unterricht Masken zu tragen und Abstand zu halten, in den Schulbussen aber teilweise dicht an dicht gequetscht transportiert wurden. "Verstärkerbusse" wurden Wochen später eingesetzt, aber längst nicht überall.

So bleiben Fragen:

  1. Welche Erkenntnisse hat die Verwaltung aus der Schüler:innen- Beförderung seit September letzten Jahres gewonnen? Sind Zusammenhänge zwischen der drangvollen Enge in den Bussen und Krankheitsausbrüchen an Schulen festgestellt worden? Ist diese Frage überhaupt gestellt worden?
  2.  Welche Vorkehrungen sind getroffen, damit die Schüler:innenbeförderung nach Wiederaufnahme des Regelbetriebs unter Berücksichtigung der neuen, noch ansteckenderen Mutanten nicht zu einer weiteren ( vierten?) Welle führt?
  3. Werden "Verstärkerbusse" auch weiterhin und in größerer Anzahl als bisher eingesetzt werden?

Der Ortsverein wird die Lage weiterhin konstruktiv-kritisch begleiten.

 

22.03.2021 in Aktuelles

EINWURF

 

2,1 Milliarden bringen 20 Minuten Fahrzeitverkürzung - seid ihr noch bei Trost?

Jetzt also wieder neue Ausbaupläne für die Gäubahn - wieder Zeitverzögerung, damit ja nix wirklich Hilfreiches geschehen muss, und eine Alibi- Verbesserung durch die Zweispurinsel zwischen Horb und Neckarhausen. Seht her, wir tun was! Fest steht bei all dem inzwischen nur, dass aller Einsatz für durchfahrende Züge bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof vergebens war, der Umstieg in Vaihingen ist beschlossene Sache; nur wird man dort viel länger umsteigen müssen, weil an 2030 kein Mensch glaubt.

Hinzu kommt: die IC- Halte in Singen und Böblingen sollen entfallen, wird das verhindert, steht Horb auf der Streichliste, womöglich auch Rottweil. Was einem dazu einfällt, ist nicht druckfähig.

Alles in allem: lauter gute Nachrichten für unsere notleidenden Autoproduzenten! Wieviele Autolobbyisten arbeiten eigentlich in der Bahnverwaltung?

Klaus Schätzle

07.05.2020 in Aktuelles

Nachdenken über das Kriegsende vor 75 Jahren

 

Für Aleksander Chlebowski, neunjähriges Kind polnischer Zwangsarbeiter in Sulz, war mit dem Einmarsch der französischen 1. Armee am 19. April 1945 endlich der Tag der Befreiung gekommen. Das galt auch für Tausende von Häftlingen und Zwangsarbeitern und für Nazi- Gegner wie Ernst Keck, den langjährigen SPD- Vorsitzenden in Sulz und Gestapo- Häftling, galt für die ehemaligen Stadträte Stockburger und Rauch, und für einige andere, die Sand ins Räderwerk der NS- Vernichtungsmaschine geworfen und bis in die letzten Tage des Krieges ihr Leben riskiert hatten, wie Familie Plocher vom Brändehof. In Deißlingen begrüßten die Befreiung der ehemalige SPD-Vorsitzende Heinrich Kunz, die SPD- Mitglieder  August Haller, Isidor Seifer und Ernst Hengstler sowie die KPD- Mitglieder Hermann Emminger, Otto Moritz, Rudolf Blust, Martin Gassner und Paul Mink, die 1933 im KZ Heuberg interniert waren. In Oberndorf waren es Andreas Singer und Hans Weber, um nur einige zu nennen, in Rottweil Lorenz Bock und die Familie Maier- Roth, in Schramberg Josef Neef, Anna und Max Schneider u.v.m., deren Freude sich mit Wut und Trauer um KZ- Opfer wie Franz Erath und Wilhelm Blank mischte. Zu viele Opfer und Überlebende, um sie alle zu nennen!
Im Verständnis vieler Bürger aber waren und blieben sie Vaterlandsverräter und die Niederlage war nicht Befreiung sondern "Umsturz". Viele ehemalige Mitläufer und Fanatiker richteten sich geschmeidig in der Opferrolle ein, nachdem es mit dem Herrenmenschentum so kläglich daneben gegangen war.

 

Am 8. Mai 1945 war dann die Katastophe, die weltweit Millionen von Opfern forderte, auch offiziell vorbei. Es gab viel zu tun. Ehemalige Zwangsarbeiter richteten für ihre Kinder Schulen ein, pensionierte Rektoren  zählten eifrig, was die Besatzung an Mänteln und Radioapparaten konfiszierte, die außerhalb der Friedhöfe in nicht genau gezählter Menge Verscharrten mussten umgebettet werden, am ganzen Oberen Neckar waren die Verwaltungen monatelang mit der Vernichtung von Akten beschäftigt. Sehr beschäftigt waren auch die Zeitgenossen, die ihre Lebensläufe verharmlosten und die, welche in der glücklichen Lage waren, "Persilscheine" auszustellen. Eine ehrliche Auseinandersetzung mit den von ihnen begangenen Verbrechen leisteten sich viele der Kriegsheimkehrer bis 1963, zum ersten Auschwitz- Prozess, nicht. Wozu auch? Schließlich prasselten schon seit Anfang der 50er Jahr wieder Verdienst(!)kreuze, Ehrenbürgerschaften und Pensionen auf sie nieder.
 

Inflation, Hunger, Arbeitslosigkeit, Kriegsverbrecher- und Spruchkammerprozesse, Wohnungsnot, Flucht und Vertreibung wurden ab 1948 abgelöst, wenigstens hierzulande, durch das Wirtschaftswunder. Und den Antikommunismus im Kalten Krieg. Und, ach ja, auch die Demokratie. Erst mal von oben verordnet. War ja aber auch nicht so ganz neu: zweimal in den vergangenen hundert Jahren hatte der heutige Kreis Rottweil schon mal für die Demokratie gebrannt: 1848/49 und 1918/19. Hätte man doch bloß da angeknüpft!

Wer wollte aber von 1918 schon lernen? Wieder waren nach kurzer Zeit vielerorts die selben alten Männer am Steuer. Aber: das Grundgesetz konnten sie nicht verhindern. Und die 68er Generation zwang sie sogar, es wörtlich zu nehmen. So "wagten" wir "mehr Demokratie" ( Willy Brandt) und lebten neue Freiheiten in nie dagewesenem Wohlstand.

 

Aber seit der zu bröckeln beginnt, kommt die Kehrseite der Demokratie zum Vorschein: Angst, Hass, Nationalismus, Rassismus bahnen sich ihren Weg in die Parlamente und machen gerechtes Regieren noch schwerer. Und viele Regierende geben ein hundsmiserables Bild ab.
 

Heute sind wir gefordert. Viele ziehen schon den Vergleich mit der Endzeit der Weimarer Republik. Und das reicht nicht mal. Rund um den Erdball ist die Demokratie angeschlagen: in den USA, in der Türkei in Brasilien, in Polen und Ungarn. Oder sie wird im Keime erstickt, wie in den arabischen Staaten. Aber die Gefahr von rechts ist erst noch eine Tendenz, kein Trend, ist Bedrohung, nicht Schicksal.
 

Wir müssen uns gegen die schleichende Unterwanderung der Zivilgesellschaft zur Wehr setzen. Die unselige Kultur des "Man wird doch noch sagen dürfen.." verschiebt die Grenzen des Anstands, der Menschenwürde, des demokratischen Konsens.
 

Ergebnis des Nachdenkens über den 8. Mai 1945:

1. Wir nehmen uns ein Beispiel. In Hongkong, in arabischen Staaten, in Chile, Russland, Iran gehen die jungen Leute auf die Straße und riskieren Folter, Haft, ihr Leben. Und wir stehen untätig daneben?  Zu faul zum Demonstrieren, zu faul zum Wählen? Das kostbare Geschenk der Freiheit unausgepackt liegen lassen?

2. Wir passen auf. Freiwillige Feuerwehr, Vereine, Jugendarbeit, Gewerkschaften, Kirchen, Soldaten und Polizisten: überall tauchen die Rechten auf, mal als völkische Kapitalismuskritiker, mal als Anwälte der kleinen Leute, mal als "Stimme der Vernunft in der Klimahysterie".

3. Wir mischen uns ein. Überall da, wo Demokratiehasser ihre Stimme gegen die Menschenwürde erheben, wo sie gleiches Recht für alle bekämpfen. Oder wo jemand fahrlässigerweise ihre Parolen nachplappert. Es muss wieder modern werden, sich als Demokrat und zu den Menschenrechten zu bekennen! Man muss ja nicht gleich (wie 1848) nur noch mit schwarz- rot- goldenen Regenschirmen rumlaufen.

Von Klaus Schätzle

22.04.2020 in Aktuelles

Wie weiter nach der Pandemie?

 

Alle Wirtschaftszweige sind von der Krise betroffen, wenn auch unterschiedlich stark. Unterschiedlich laut melden sich auch die verschiedenen Lobbyisten zu Wort. Lautstärke darf aber nicht das Kriterium sein, wonach ausgangs der Krise die Konjunktur wieder hochgefahren wird.

Stattdessen:

1. Investition im Grundsatz vor Konsum. Wir brauchen keine Haushaltsschecks à la Donald Trump, wir brauchen eine intakte Umwelt und eine leistungsfähige Infrastruktur.

2. Wenn Kaufprämien, dann nur für zukunftsträchtige Produkte, also beispielsweise E- Autos.

3. Firmen und Privatpersonen, die ihren Sitz in irgendeiner Steueroase haben, sind grundsätzlich von jeder Art von Hilfe ausgeschlossen. Dies gilt auch für Firmen, die mit Hilfe von Sitzverlagerung in Niedrigsteuerländer wie Irland oder Holland hierzulande keine oder kaum Steuern zahlen.

4. Steuererleichterungen für einzelne Branchen à la Mövenpick darf es nicht geben. Über eine für alle nachvollziehbare und gerechtere Organisation der Steuerpflicht muss hingegen nachgedacht werden.

 

14.12.2019 in Gemeinderatsfraktion

Sulz: Haushaltsrede für 2020

 

Des Kaisers neue Kleider


Seit seiner Einführung wird das Neue Kommunale Haushaltsrecht mit Lob und
Forderungen geradezu enthusiastisch überschüttet. Die von jeder Generation
verbrauchten Ressourcen werden, so heißt es, in Form von Abgaben oder
Leistungsentgelten ersetzt und der Nachfolgergeneration uneingeschränkt
übergeben. Der Werteverzehr schlage sich nieder bei der Gebührenkalkulation.
Das sei generationengerecht. Der Gemeinderat solle nicht mehr das
administrative Klein- Klein kontrollieren, sondern die strategischen Ziele setzen
und ihre Verwirklichung überprüfen. Das neue Haushaltsrecht sorge auch für
mehr Klarheit über die wirtschaftliche und ökologische Situation der Gemeinde.
Interessanterweise nicht über die soziale, nicht über die Befindlichkeit der
Bevölkerung - und schiebt auf diese Weise schon mal allen neueren
Überlegungen zu einer wirklich umfassenden Lagedarstellung ( die wir schon
öfter angemahnt haben einen Riegel vor. Unglücklicherweise können aber auch
wir in einer einzigen Rede in der gebotenen Kürze das ganze Riesenwerk des
Haushalts nicht ansatzweise würdigen. Wir müssen uns deshalb darauf
beschränken, drei Punkte zu beleuchten: Generationengerechtigkeit, Klarheit,
Ressourcenverbrauch.


Klarheit:


Man muss nicht den BER oder Stuttgart 21 bemühen, um zu erkennen, dass die
Klarheit niemals im Plan sondern immer nur im Rechnungsergebnis liegt. Aber
werden denn wenigstens die Absichten klar, die der Planer verfolgt?
Ja, durchaus, aber nur dann, wenn man auch erkennen kann, was n i c h t
geplant ist, was die Alternative gewesen wäre. Nur so ist Bewertung möglich.
Woher aber soll diese Kenntnis kommen? Also trägt ein Haushaltsplan bestenfalls
zu 50 % Klarheit bei. Aber daherkommen tut er wie der Kaiser in Andersens
Märchen. Betrachten wir die Finanzplanung 2019- 2023: Spätestens ab 2021
sind die allermeisten Zahlen reine Annahmen.
Niemand kann wissen, wie sich Steuern und Zuweisungen entwickeln werden.
Aber diesen A n n a h m e n wird ein großes politisches Gewicht zugemessen: Sie
begründen, warum die Verwaltung ab dem nächsten Jahr eine Sparkommission
einsetzen will. Was ist die Aussage? Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann
fallen wir in ein bodenloses Minus. Also tun wir was dagegen! Höhere Steuern
sind schließlich den Bürgern nicht zuzumuten.
Anderen Annahmen hingegen, und mögen sie wissenschaftlich noch so fundiert
sein, wird erkennbar kein so großes Gewicht beigemessen: Wenn wir so
weitermachen wie bisher, tragen wir dazu bei, dass der Kipppunkt, ab dem die
Erderwärmung nicht mehr abzubremsen ist, noch schneller erreicht wird. Aber
der M a r k t reagiert nicht auf solche Überlegungen ( Denken wir nur an den
Verdrängungswettbewerb auf dem Markt der Müllentsorgung und Abfallwirtschaft, der
Lebensmittel, des schnellen Internets ...). Die N a c h f r a g e
kümmert sich nicht darum, dass wir den "Krieg gegen die Natur" beenden
müssen. "Wenn wir nicht schnell unseren Lebensstil ändern, gefährden wir das
Leben an sich." (Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, vor
dem Klimagipfel, SchwaBo, 3.12.2019. Ähnliche Stellungnahmen vom IPCC (Weltklimarat)
bis zu den 11 000 Wissenschaftlern, die den Klimanotstand ausgerufenhaben, 4.11.2019).
Was muss eigentlich noch passieren, wieviele Appelle allermöglichen Gremien und
Demonstranten müssen noch verhallen, wieviele Dörfer in Wales (!), nicht auf den
Philippinen, müssen dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer fallen, damit wir begreifen,
a) dass der Markt die Klimakatastrophe nicht verhindert, dass wir ihn also steuern müssen
und b) Z u m u t u n g e n an die Bürger unausweichlich sind? Je länger wir damit warten,
umso härter werden sie ausfallen müssen.


Ressourcenverbrauch:


Legt der Haushalt Rechenschaft darüber ab, wie wir mit der Ressource Boden
umgegangen sind? Wieviel wir zugepflastert haben, wieviel der nächsten
Generation bleibt zum Bebauen, zur Erholung, zur Landwirtschaft? Apropos - wie
sollen eigentlich Landwirte die geforderte Umstellung von intensiver zu extensiver
Bewirtschaftung bewerkstelligen, wenn wir ihnen immer mehr Fläche
wegnehmen?
Herr Hieber hat darauf verwiesen, dass zwischen 2010 und 2019 im gesamten
Stadtgebiet 234 Wohnungen in über 200 Einfamilienhäusern, Doppel- und
Kettenhäusern geschaffen wurden, und 222 Wohnungen in
Mehrfamilienhäusern. Zwischen 2009 und 2017 wurden aber 857 Einfamilien- und
Zweifamilienhäuser gebaut, dagegen nur 68 Mehrfamilienhäuser (Statistik kommunal 2019,
Sulz am Neckar, S.14). Dasentspricht einem Verhältnis von 12,5 : 1. Mag ja sein, dass der
Markt das nicht besser hergibt. Wozu dieses Bauverhalten bisher geführt hat, zeigt folgende
Graphik:

Siedlungsfläche Sulz 1861 //////////// (1903 Einwohner) / 2019 (ca 4 500 EW)
Sowas nennt man wohl "exponentielle" Steigerung.Unterschrift


Die Verwaltung verweist mit Recht und einem gewissen Stolz auf ihren
Millionenaufwand in Sachen Umweltschutz.
Was können wir aus dem Haushalt wirklich ablesen? Addiert man in den Plänen
von 2016 bis heute die jeweiligen Ausgaben für energetische Sanierung (sehr weit
definiert: von Streuobstwiesenanlage bis selbst zur Planung energetischer Sanierung,
inklusive auch Sanierungsgebiete, Bahnbrücke und Bahnsteig) im
Bestand im weitesten Sinne und vergleicht diese Summen mit den
Gesamtausgaben für Kauf und Erschließung neuer Grundstücke, so zeigen die
zugegeben ungenauen Planzahlen folgendes Bild: 2016, 2017 und 2019
überstiegen die Plan- Ausgaben für energetische Sanierung die Kosten für
Grunderwerb und - erschließung deutlich, 2018 und 2020 hat sich dieses
Verhältnis gedreht. Ist das schon ein Trend? Dann geht er eindeutig in die falsche
Richtung. Und müsste ein Haushaltsplan nicht so aufgebaut sein, dass auch ein
Laie solche Zusammenhänge herauslesen kann?


Bei näherer Betrachtung fallen noch einige weitere Dinge ins Auge:


Produktbereich 55, Natur- und Landschaftsschutz, Friedhofswesen
Volumen 208 250 €; davon abzuziehen Friedhofswesen (27 000) = 181 250 € ( =
1,3% des Investitionsprogramms )
davon entfallen auf den Naturschutz 24 000 €
auf den Schutz gegen Naturgewalt ( Hochwasser) 157 250 €
Naturschutz also 15 % für Vorbeugen, 85 % für Schadensbekämpfung

Raubbau an der Natur - was soll das werden, außer teuer?

Es weiß doch jeder, dass Hochwasserschutzausgaben e i n e direkte Folge der
Versiegelung der Landschaft sind.
Oder denken wir an die Kosten, die wir in Zukunft für den Wald aufwenden
müssen. Der war früher mal die "Sparkasse" der Gemeinden.
Warum also nicht das Steuer herumwerfen? Warum nicht unsere ökonomisch
äußerst erfolgreiche, aber ökologisch fatale, Einfamilienhauspolitik in eine
nachhaltige ummodeln? Wir können das. Dazu bedarf es einer weit über die
bloße Bereitstellung von Bauland hinausgehenden Verwaltungstätigkeit.

Dazu müssten wir aktiv und stolz werben: Kommen Sie zu uns, hier gibt's eine
Wohnung und sonst auch alles, was Sie brauchen, und wir verschwenden keine
Flächen dafür. Wir gehen verantwortungsbewusst mit der endlichen Ressource
Boden um. Wir haben einen F l ä c h e n m a n a g e r, der nicht Briefe an die
Besitzer der innerstädtischen Brachen schickt sondern mit ihnen spricht, der
Interessenten, Eigentümer und Verwaltung zusammenbringt und Anreize zum
Verkauf setzt (siehe Genossenschaft).
Es genügt einfach nicht, wenn jeder von uns seinen Lebensstil ein bisschen
ändert; die Politik muss die Rahmenbedingungen setzen, unter denen
Umweltschutz, der diesen Namen verdient, stattfinden kann. Politik darf ihre Zeit
nicht widerspiegeln, sie muss ihrer Zeit voraus sein.


Generationengerechtigkeit:


Was heute unter "Städtebauliche Sanierung" firmiert, hat mit den ursprünglichen
Absichten von 2008 fast nur noch den finanziellen Kern gemein. Welche waren
diese ursprünglichen Absichten? Damals hieß das Programm "Soziale Stadt" und
sollte die alteingesessenen Bewohner, die alten Rentnerinnen, die ausländischen
Mitbürger, nicht vertreiben, sondern sie “mitnehmen”, ihnen bessere Chancen
auf dem Bildungs-, Wohnungs- und Arbeitsmarkt eröffnen, sollte, wie der Name
sagt, die soziale Situation der Bewohner des Stadtkerns, Mieter wie Vermieter,
zum Guten verändern durch “die Ausbildung von Nachbarschaftsräumen in den
teilweise desolaten Blockinnenbereichen …”. Der Gemeinderat beriet und
beschloss ein “integriertes Entwicklungskonzept” mit einer Steuerungsgruppe
aus im Quartier ansässigen Langzeitarbeitslosen und einem Sozialpädagogen, die
Rede war von Gemeinschafts- und Versorgungseinrichtungen, die zur “Integration
von Alten, Behinderten und Randgruppen” dienten, wir wollten die Einleitung
neuer Unternehmertätigkeiten im Sanierungsgebiet, Existenzgründungen,
Hausaufgaben-, Sprach- und Lernhilfen für schulpflichtige Aussiedlerkinder und
ausländische Schüler, mobile soziale Jugendarbeit in den Problemquartieren, gar
die Einstellung eines Quartiermanagers, der all diese Arbeit koordiniert. Wir
wollten die Wohnbevölkerung des Stadtkerns “mitnehmen”.
Wir haben Kinderkrippen und Ganztagesbetreuung von Schulkindern erreicht,
die ökologische Modernisierung vorangetrieben und die Nachfrage angeregt. Das
ist ein Erfolg. Aber ein Bruchteil- Erfolg.
Nicht nur aus diesem Grund schlagen wir vor, den AfI (Außen fördert Innen: 10€
Aufschlag pro qm Bauplatz auf der grünen Wiese) - Überschuss als
Grundstock einer W o h n b a u g e n o s s e n s c h a f t einzusetzen. Wir wollen
so einen Anreiz schaffen, Grundstücke überhaupt zu verkaufen: der Verkäufer
wird Mitglied und an der Wertschöpfung beteiligt. Mehr noch: Eine
Genossenschaft ist noch etwas ganz anderes als eine auf Gewinn gerichtete
Erwerbsgesellschaft. Sie ist eine Form der Selbsthilfe, welche durch den
Geschäftsbetrieb ihre Mitglieder sozial und kulturell fördert. Und jedes Mitglied
hat eine Stimme, egal, wieviel Kapital es einbringt. In einer solchen Gesellschaft
ließen sich die oben erwähnten Ziele wirklich verfolgen.

Fazit:


Die soziale Spaltung und der Klimawandel sind die größten Herausforderungen
unserer Zeit. Unser gegenwärtiges Wirtschaften preist weder die
gesellschaftlichen noch die ökologischen Kosten angemessen ein. Vom
Europäischen Parlament bis zum Konstanzer Gemeinderat, vom Weltklimarat
IPCC bis zu Fridays for Future werden wir zum Umsteuern aufgerufen. Das
bedeutet, dass der Gemeinderat sich folgende strategische Ziele setzen müsste:


a) ökologisch
- Innen- vor Außenentwicklung im Verhältnis 80 : 20 ( mittelfristig)
- Mehrfamilienhäuser zu Einfamilienhäusern im Verhältnis 70 : 307( mittelfristig)
- Radwege, die Straßen der Zukunft, a u ß e r o r t s nicht als Schutzstreifen auf
bestehenden Straßen sondern als Verkehrswege aus eigenem Recht (ab sofort)


b) sozial (ab sofort)
- alljährliche Bürgerversammlung
- Gründung einer Wohnungsbaugenossenschaft


Die SPD im Gemeinderat verfolgt noch einige weitere Ziele, darunter die
Erhaltung einer florierenden Innenstadt, die barrierefrei ist und sich Fair- Trade-
Stadt nennen darf.
Damit das so wird, stimmen wir dem Haushalt zu.


Klaus Schätzle

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