Aus der SPD-Fraktion des Sulzer Stadtrates

Veröffentlicht am 03.08.2017 in Aktuelles

Einwurf

 

Erst Begeisterung, dann Ernüchterung, schließlich Entsetzen haben in der Tat die verschiedenen Planungsstufen im Zusammenhang mit der Modernisierung des Mittelbahnsteigs hervorgerufen, an welcher sich die Stadt mit der Schaffung eines gänzlich neuen Zugangs (oder Stadteingangs) beteiligen wollte. Man war sogar bereit, nicht unbeträchtliche Folgekosten in Kauf zu nehmen, um nicht nur reine Barrierefreiheit herzustellen sondern auch eine Treppenanlage zu schaffen, die einer Einladung zum Bahnfahren glich und einer Begrüßung ankommender Reisender dazu. Schließlich sind sich Verwaltung und Gemeinderat ihrer Mitverantwortung bei der Verwirklichung des Nationalen Klimaplans wohl bewusst: der Rückgang des CO2 - Ausstoßes und gar Treibgasemissionsfreiheit sind nur zu haben, wenn umweltfreundlicher Verkehr stark wächst. Und von allen Seiten kam nur Lob.

Dann aber musste der amphitheatralische Treppenaufgang erst abgeknickt und schließlich - weil nicht bezuschussbar - ganz aufgegeben werden. 800 000 € entfalten ein ungeheures argumentatives Gewicht. Es bleibt ein neuer Mittelbahnsteig, barrierefrei durch zwei Fahrstühle erschlossen, es kommen hinzu Fahrradboxen und eine Neugestaltung der Fläche um den stadtseitigen Abgang.

Es bleibt aber auch, bahnseitig nahezu unverändert, die Unterführung. 9,5 m 'Angstraum', beschmutzt durch 'Raummarkierungen' von Mensch und Tier, dunkel, vermüllt. Keine Einladung zum Bahnfahren, keine Begrüßung für Reisende. Ein Ort, der ekelt.

Nun gut. Unsere Erwartungen, die sich nicht erfüllt haben (Hausbahnsteig, Interim plus, Tageslicht im Tunnel), kennt der ankommende Reisende nicht; er wird also zunächst auch nicht enttäuscht sein sondern den Stadteingang so beurteilen, wie er ihn vorfindet. Und da spielt nun mal die Unterführung - noch vor dem Bahnhofsplatz, einem echten Schmuckstück - eine zentrale Rolle als Ort des ersten Eindrucks. Wenn wir schon den Sarkophagdeckel nicht liften und Tageslicht einlassen können, so muss der Tunnel eben taghell erleuchtet sein. Und den Verschmutzern müssen wir mit Kameras zu Leibe rücken und die Ertappten auch zur Kasse bitten. Eine weitere Aufgabe für das Ordnungsamt, ich weiß.

Aber nur, wenn die Unterführung weder Angst noch Ekel einflößt, kann der neue, barrierefreie Mittelbahnsteig die auf ihn gesetzten Erwartungen erfüllen.

 

 

 

 

Klaus Schätzle

 

 

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