Die SPD zur Idee einer Regionalwährung

Spezielle Noten und ein Bonus für den Handel

Der SPD-Ortsverein schlägt die Regio-Währung vor / Mit dem ‚Sulzer‘ könnte die heimische Geschäftswelt gestärkt werden

SULZ (ang). Die Stadt und der lokale Einzelhandel leiden darunter: Viele kaufen ihre Lebensmittel, Kleidung, Uhren und Schuhe auswärts ein. Mit einer lokalen Währung, einer Art Gutscheinsystem, würden sich die Kunden entscheiden, häufiger in ihrer Stadt einkaufen zu gehen. Das wäre auch in Sulz ein Versuch wert, findet Klaus Schätzle von der SPD.

Die Stadt muss wieder reicher werden“, sagt Klaus Schätzle. Der SPD-Stadtrat ist überzeugt davon, dass Regio-Geld, ein heiß diskutiertes Thema, auch für Sulz eine Option wäre. Petra Zeglin, die Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins, wurde von Schätzle bereits angeschrieben. Jetzt hofft der Stadtrat auf eine Diskussion in der Stadt.

„Es ist davon auszugehen, dass momentan sehr viel Geld in der Stadt vorhanden ist“, sagt Schätzle und fügt hinzu: „Dieses Geld wird aber nicht ausgegeben.“ Für die Wirtschaft sei das nicht gut, deshalb soll das Geld wieder in den Wirtschaftskreislauf gebracht werden.

Die lokale oder auch regionale Währung, von Schätzle und SPD-Mann Hans-Heinrich Holtzhausen in einem Pressegespräch vorgestellt, ist nichts Neues. Überall in Deutschland gibt es Regio-Geld, weltweit etwa geschätzte 3000. Sie heißen ‚Chiemgauer‘, ‚Westallgäuer‘ oder ‚Kann was‘.

Würde in Sulz beispielsweise der ‚Sulzer‘ (im Bild als Montage: hz) eingeführt, könnte man Schätzle zufolge mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Mit dem ‚Sulzer‘ im Geldbeutel träfen die Bürger die Entscheidung, bewusst(er) in ihrer Stadt einkaufen zu gehen, die lokale Wirtschaft würde gestärkt werden. Mit dieser Währung ließen sich sogar soziale oder ökologische Dienste bezahlen.

Der Vorteil? Das Geld, das die Sulzer verdienen, verbleibt zu einem größeren Teil in der Stadt und wird nicht auswärts ausgegeben. „Das sichert auch Arbeitsplätze“, gibt Schätzle zu Bedenken.

Eines jedoch funktioniert mit der Regio-Währung nicht: Sparen im eigentlichen Sinn. Im Gegenteil: Das Regio-Geld verliert immer etwas an Wert – alle drei Monate etwa zwei Prozent. Regio-Geld wird nicht, wie es etwa beim Euro der Fall ist, beim Zurückhalten mit einem Zins belohnt. Es würde allerdings keinen Sinn machen, die ‚Sulzer‘ zu horten, erklärt Schätzle. Auch das Einkaufsverhalten würde sich nicht ändern, meint Holtzhausen. Der Verbraucher überlegt sich, was er kaufen will, dann überlegt er sich, bei wem er einkaufen will.

Schätzle hofft darauf, dass die Idee, die in anderen Städten bereits sehr erfolgreich praktiziert wird, bei den Mitgliedern des Handels- und Gewerbevereins Gefallen findet: „Ohne den HGV können wir die Geschichte vergessen“, so Schätzle.

Für die Geschäftsleute wäre die lokale Währung, der ‚Sulzer‘, eine Art Fortführung der Kundenkarte. Die Treue der Kunden wird in einigen Sulzer Läden bereits jetzt schon mit einem Bonus oder einem kleinen Geschenk belohnt. „Die Geschäftsleute investieren bereits einen kleinen Teil ihres Umsatzes für die Bindung an ihre Kunden.“

Und wie kommt so ein System in die Gänge? Vereine oder eine Gruppe kaufen den ‚Sulzer‘ von einer zentralen Ausgabestelle zum Kurs von 97 Kristallen (Kristall = Werteinheit) für einen Euro. Die drei Prozent fließen beim ‚Chiemgauer‘, der lokalen Währung in Oberbayern, in ein soziales Projekt zurück. In einem zweiten Schritt kaufen die Mitglieder der Vereine die ‚Sulzer‘ zum Kurs, ein Euro gleich ein ‚Sulzer‘, ein. Mit den ‚Sulzern‘ im Geldbeutel kann der Einkauf in den Läden starten, die an das Projekt angeschlossen sind. Der Wert der Waren bleibt gleich.

Die Geschäftsinhaber kaufen mit ‚Sulzern‘ in anderen Geschäften ein. Oder aber sie tauschen das Regio-Geld an der zentralen Ausgabestelle um, der Kurs ist 95:1 – zwei Kristalle verbleiben der Zentrale. Die zentrale Ausgabestelle, das könnte eine Handelsschule, oder eine Firma sein, die den Druck der Scheine in Auftrag gibt und das Tauschgeschäft abwickelt. In Unterkirnach beispielsweise ist die Stadt in diese Rolle geschlüpft und stellte einen Startbetrag zur Verfügung. Auch eine Bank könnte diese Position übernehmen.

Der „negative Zins“ habe Charme, sagt Schätzle: „Das Geld soll in den Wirtschaftskreislauf zurückkommen“. Klar, es gehöre Mut dazu, so ein Modell ins Leben zu rufen. Weil es aber Beispiele von Städten gibt, die mit einer lokalen Währung arbeiten, sei es lohnenswert, darüber nachzudenken.

Mit freundlicher Genehmigung der SÜDWEST PRESSE

INFO: Wer sich für das Thema Regio-Geld interessiert: Margrit Kennedy, Fachfrau in Währungssystemen, kommt am Freitag, 3. Juni, zu einem Vortrag nach Freudenstadt. Info: Regiogeld-Initiative Freudenstadt (07455) 335017.

 

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